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Mittwoch, 2. Oktober 2013

Mit dem dicken, bärtigen Mann nach Weimar.

Mitte September hatte ich ein Blind Date. Na ja, fast. Vor einiger Zeit habe ich eine nette Kreislerin kennengelernt, wir haben immer mal wieder geschrieben, uns Post geschickt, geskypet usw. Und weil wir uns so gut verstanden haben (bzw. ja immer noch verstehen) war ihr Vorschlag, dass wir uns mal treffen. Nach großer Aufregung ging es dann für ein Wochenende nach Weimar. Wieso Weimar? Weil's wunderschön ist, relativ günstig und das Hostel einfach nur cool. Außerdem war für uns beide die Anreise ungefähr gleich weit. 
Also ging es am Freitagmorgen los mit dem ICE. Am Bahnhof angekommen fragte ich mich zum Hostel durch, was im Prinzip aber einfach nur ein grader Fußmarsch von ca. 15 Minuten war. Ich stellte meinen Koffer dort ab, bummelte schon mal ein bisschen durch die Gegend und wartete auf meine Freundin. Dann hieß es einchecken, Zimmer beziehen (wir wurden kurzfristig noch vom Transit-Zimmer in den Tropical Room umgebucht, eins unserer Wunschzimmer) und ab in die Stadt. Beim Späti gab es dann lecker Bier und Wein und wir machten es uns auf dem Frauenplan gemütlich. Da es aber immer mehr schüttete, ging es zurück ins Hostel, welches glücklicherweise super zentral liegt. Später ging es dann zur Pizzeria Napoli. Die Pizzen dort sind echt zu empfehlen, dünner Teig, frische Zutaten. Wir beide waren total ko und gingen dann auch schon recht früh schlafen. 
Kiosk am Goetheplatz
Was es mit den Fotografien auf sich hat, habe ich leider nicht herausgefunden, aber sie waren in der gesamten Stadt an Gebäuden angebracht (mittlerweile meine ich herausgefunden zu haben, dass sie zur Hin.Gucker-Aktion der Uni gehören).


Unsere Beleuchtung im Tropical Room. Der ganze Raum soll an die Favelas in Brasilien erinnern, das Draußen wird nach drinnen geholt, es gibt keine klare Grenzen, alles ist ineinander verbaut. Der Boden war aus dunklem Holz, die Betten wurden so konstruiert, dass sie wirkten, als würden sie wie Hängematten hängen und nicht stehen.
Jedes Zimmer im Labyrinth Hostel wurde von einem anderen Künstler gestaltet und sind damit echte einmalige Hingucker.

Bauhaus-Universitäts-Bibliothek mit Hermann Bigelmayrs "Lehrstuhl – leerer Stuhl" (7,5m hoch), 2005.

Goethes Wohnhaus (zwischen 1707 und 1709 erbaut). Goethe mietete den westlichen Teil um 1782, 1807 wurde es ihm offiziell übereignet.

Walter Sachs' "Versunkener Riese" aus vulkanischem Gestein, 1992, am Frauenplan.

Am nächsten Tag wurde dann nach einem ausgiebigen Frühstück das Touri-Programm bestritten: Flohmarkt vor dem Atrium (der leider sehr enttäuschend war), Museumsbesuch, alter Friedhof und Fürstengruft. Das Museum für Ur- und Frühgeschichte kann ich jedem Interessierten nur ans Herz legen, sehr abwechslungsreich, anschaulich und informativ gestaltet. Man reist quasi mit der Zeit, vieles ist interaktiv, es gibt Filme, vieles ist nachgestellt und, was ich in vielen Museen vermisse, ausführlich beschriftet. Ein Friedhofsbesuch klingt erst mal seltsam, aber der Friedhof ist wirklich riesig und wunderschön. Ich habe selten so einen relativ naturbelassenen Friedhof gesehen und die Grabsteine sind teilweise wirklich monumental. Es gibt einen historischen Teil, in dem sich auch die Fürstengruft befindet (diese haben wir aber erst nach einigem Suchen entdeckt. Wie gesagt, der Friedhof ist riesig.) In dieser wurden u.a. Goethe und Schiller ehrenhalber bestattet. Allerdings fand ich diese für 4€ Eintritt echt enttäuschend. Es gibt ca. vier Tafeln mit Informationen, dann geht man nach unten, dort stehen 33 Särge. Also, ein Aufenthalt von maximal zehn Minuten. Auf dem Rückweg in die Innenstadt waren erst mal Kaffee und Kuchen angesagt. Wir entschieden uns für das Giancarlo und es war köstlich. Da das Wetter an dem Tag echt angenehm war, blieben wir lange draußen und erkundeten die Gegend, wobei wir u.a. auch an DEM besetzten Haus vorbeigekommen sind. Später noch vom Hunger getrieben holten wir uns Hot Dogs im Capone, ein Laden, in dem man neben Hot Dogs auch vegetarische und vegane Varianten, Waffeln, Schnapspinnchen und Cocktails bekommt. Ich habe einen mit Corn Relish getestet, das ist Mais mit einer leicht säuerlichen Soße (die wir vorher probieren durften) und einen mit Baked Beans. Interessante, leckere Erfahrung. Die Verkäuferin dort war auch super nett, herzlich und entspannt. Lustigerweise stellte sich heraus, dass sie am Freitag bei unserem Check-In dabei gewesen ist, da dies ihr letzter Tag im Hot Dog Laden war und sie einen Tag vorher im Hostel eingearbeitet wurde. Später am Abend machten wir es uns dann noch auf der Dachterrasse des Hostels gemütlich und irgendwo in der Nähe wurde ein Feuerwerk entzündet.
Herz Jesu Kirche


Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens

Russisch-orthodoxe Kapelle (um 1860) an der Fürstengruft (Clemens Wenzeslaus Coudray, zwischen 1823 und 1828)


Einer der leckersten Schokokuchen, die ich je gegessen habe. 


Nein, das ist nicht das besetzte Haus, von dem habe ich leider kein Foto. Für uns beide war es nur so faszinierend, dass mitten in der Stadt Häuser stehen, die verfallen (und in Weimar gibt es wirklich wunderschöne Altbauten), da wir aus Gegenden kommen, in denen um Wohnraum mit den fiesesten Mitteln bis auf's Blut gekämpft wird.


Deutsches Nationaltheater Weimar mit Goethe- und Schiller-Denkmal (1857 eingeweiht)


Veranstaltung hinter dem Bauhaus-Museum, dort gab es Essen und Getränke, Livemusik und Kunst wurde ausgestellt.


Im Capone, dem wohl besten Hot Dog-Laden.

Meine Freundin musste am Sonntag dann leider schon recht früh los und nach einer herzlichen Verabschiedung (so ein Treffen wird auf jeden Fall wiederholt!) machte ich mich zurück in die Innenstadt. Obwohl wir schon ausgecheckt hatten (das Labyrinth Hostel ist mit 11 Uhr echt langschläferfreundlich), durfte ich meinen Koffer bis zur Abreise dort stehen lassen. Dank der Kulturförderabgabe kommt man umsonst in das Stadtmuseum Weimar, die Kunsthalle Harry Graf Kessler und die ACC Galerie. Da ich nur knapp zwei Stunden Zeit hatte, entschied ich mich für das Stadtmuseum. Dort gab es eine Ausstellung über Mode zur Jahrhundertwende, was ich sehr spannend fand, da ich letztes Semester einen Kurs über die Geschichte der Mode besucht hatte. Die Kleidung wurde zwar praktischer, da Frauen auch Sport betreiben durften, aber das Korsett war immer noch Pflicht. Wie überaus bequem. Auch dieses Museum muss ich wirklich loben, strukturiert aufgebaut und alles sehr anschaulich. Am interessantesten fand ich hierbei die Weimarer Republik, das Dritte Reich und die Zeit der DDR. Es gab Reisepässe, Flugblätter, Zeitungen, Uniformen, Bomben, Überreste von Denkmälern usw. zu betrachten. Außerdem konnte man nachgestellte Wohn- und Arbeitsräume betreten, man stand quasi mitten in der Geschichte, nur durch eine Glasscheibe getrennt. 
Knapp zwei Stunden sind natürlich leider viel zu wenig, um sich ausführlich mit allem zu beschäftigen (hübsche Postkarten mit schwarz-weiß Fotografien habe ich aber trotzdem noch gekauft) und so holte ich meinen Koffer und machte mich auf Richtung Bahnhof. Dort holte ich noch ein paar hübsche Postkarten bzgl. Goethe und Schiller für Postcrossing (und erhielt witzigerweise eine Tüte mit Werbung dafür). Die Rückfahrt sollte eine regelrechte Odyssee werden. Ich wusste zwar, dass ich öfter umsteigen musste, aber eine Baustelle machte mir einen Strich durch die Rechnung. Der Zug fuhr nicht so weit wie ich gemusst hätte, also musste ich spontan umplanen. Letztendlich kam ich dann aber doch wohlbehalten wieder zuhause an, wenn ich ein wenig entnervt.
Schauspielerinnen um die Jahrhundertwende


Vom Bahnhof aus ein letzter Blick zurück.

Falls ihr neugierig geworden seid, habe ich hier die Links von den genannten Unterkünften, Restaurants, Sehenswürdigkeiten usw. (wobei es natürlich immer am besten ist, einfach selber munter drauf los die Gegend zu erkunden):
Labyrinth Hostel Ich habe für zwei Übernachtungen inklusive 2x Frühstücksbuffet 56,50€ bezahlt. Die Kulturförderabgabe muss gezahlt werden (außer man ist dort geschäftlich), dafür ist Duschen usw. mit im Preis. Handtücher und Bettwäsche bekommt man gegen einen wirklich kleinen Obolus. Die Zimmer sind außerdem wirklich schön und sauber, das Hostel liegt total zentral und die Leute dort sind sehr nett.
Goethes Wohnhaus - haben wir leider nicht von innen besucht
Weimar Atrium - Einkaufszentrum
Gerberstraße 1+3 - das besetzte Haus
Hot Dogs & More Capone Sobald weitere Internetpräsenz da ist, ersetze ich den Facebook-Link.

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